Retinaler Venenverschluss

Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus unserer Informationsbroschüre «Retinaler Venenverschluss».

  • Alter am häufigsten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren
  • Symptome Schlechte Sehschärfe
  • Häufigkeit ca. 1 in 300 Personen

Die Netzhaut (Retina) des Auges wird von Blutgefässen durchzogen: Von den blutzuführenden Arterien, den feinen Haargefässen (Kapillaren) und den blutabführenden Venen. Wenn sich im Auge die zentrale Netzhautvene oder auch ihre kleineren Äste verschliessen, spricht man von einem retinalen Venenverschluss.

Bei verschlossenen Venen kann das Blut nicht mehr aus der Netzhaut abfliessen, es staut sich im Gewebe zurück und der Druck in der Netzhaut steigt an. Das Gewebe kann dadurch anschwellen (Ödem) und es können Einblutungen in die Netzhaut auftreten. Der Rückstau behindert zudem die Zufuhr von frischem Blut über die Arterie. Dadurch werden die empfindlichen Zellen der Netzhaut schlechter oder gar nicht mehr versorgt. Sie verlieren ihre Funktion und können schliesslich sogar absterben.

Die Anzeichen für einen retinalen Venenverschluss sind für die Betroffenen nicht immer klar erkennbar. Wenn man den Eindruck hat, das Sehen habe sich verschlechtert, ist es sinnvoll, beide Augen zu vergleichen: Decken Sie zuerst das eine Auge ab, dann das andere. Sieht ein Auge deutlich schlechter als gewohnt, sollten Sie dies augenärztlich abklären lassen.


Häufigkeit und Ursachen

Etwa eine von 300 Personen ist von einem retinalen Venenverschluss betroffen. Mit zunehmendem Alter, bei Diabetes, Herzkrankheiten, hohem Blutdruck und Grünem Star steigt das Risiko bis auf das Zehnfache an.1, 2 Vor allem bei Männern kann ein retinaler Venenverschluss auch schon vor dem 50. Lebensjahr auftreten, häufiger wird er im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Wenn ein Auge betroffen ist, kommt es in 5 – 12% der Fälle innerhalb von 5 Jahren auch am anderen Auge zum Verschluss.

«Dickflüssigeres» Blut, zum Beispiel bei erhöhtem Fett- oder Eiweissgehalt, ein niedriger Blutdruck, Entzündungen der Blutgefässwand und Blutgerinnungsstörungen fördern die Bildung von Blutgerinnseln. Meistens liegt die Ursache aber in der benachbarten Arterie, die durch Arterienverkalkung oder Entzündungsprozesse verdickt ist.

Vorsorge

Alles, was der Blutgefäss-Gesundheit dient, senkt auch das Risiko für einen ersten oder einen weiteren Gefässverschluss im Auge:2, 3

  • Die Blutdruck-, Blutzucker-, Blutfett- (Cholesterin, Triglyceride) und Gerinnungswerte sollten möglichst im Normbereich liegen.
  • Bei erhöhtem Augeninnendruck oder grünem Star (Glaukom) sollte die Behandlung konsequent befolgt werden.
  • «Gute» Fette (ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Omega-3-Fettsäuren), Vitamine und andere Mikronährstoffe schützen die Gefässe. Aber Achtung: Vitamine und Spurenelemente können auch Nebenwirkungen haben. Besprechen Sie die Einnahme mit der Augenärztin oder dem Augenarzt.

Symptome und Folgen

Die Symptome sind abhängig von Ort und Ausmass des Venenverschlusses. Man unterscheidet zwischen einem Zentral-Venen-Verschluss (ZVV), der sich über die gesamte Netzhaut des Auges erstreckt, und einem Venen-Ast-Verschluss (VAV), der nur einen kleinen Teil der Netzhaut betrifft.

Bei einem Zentral-Venen-Verschluss (vollständiger Verschluss der zentralen Netzhautvene) können Betroffene mit dem entsprechenden Auge innerhalb kurzer Zeit nicht mehr scharf sehen. Oftmals wachen sie morgens mit deutlich verschlechtertem Sehvermögen auf, denn nachts ist der Blutdruck besonders niedrig, der Druck im Auge im Liegen ist hingegen eher hoch, was einen Verschluss begünstigt.

Bei einem Venen-Ast-Verschluss (Verschluss der kleineren Venen) ist nur ein Teil der Netzhaut betroffen. Die Sehverschlechterung macht sich weniger stark bemerkbar.

Genauere Informationen zu den Symptomen, der Diagnostik und der Unterscheidung gegenüber anderen Störungen erhalten Sie in unserer Broschüre.

Grafischer Ausschnitt des hinteren Augapfels bei einem retinalen Venenverschluss. Die in blau dargestellten Venen werden von Arterien abgedrückt, das Blut staut sich zurück, die Vene ist gleich hinter dem Verschluss verdickt, dahinter schlängelt sie sich.
1. Zentral-Venen-Verschluss
2. Venen-Ast-Verschluss

Wenn die Blutzufuhr anhaltend vermindert ist, reagiert die Netzhaut und sendet Signalstoffe zur Blutgefäss-Neubildung aus. Diese neuen Gefässe sind jedoch brüchig, durchlässig und tragen zu Gewebeschwellungen (zum Beispiel einem Makulaödem) oder Einblutungen in den Glaskörper bei. Beim Venenastverschluss können sie sich in der Netzhaut bilden, beim Zentralvenenverschluss auch in der Iris und im Winkel zwischen Iris und Hornhaut. Durch diese störenden Gefässe steigt der Innendruck im Auge, es entwickelt sich ein Grüner Star (Glaukom) und der Sehnerv kann geschädigt werden.

Die Veränderungen der Netzhaut können auch zur Netzhautablösung führen. Lesen Sie dazu mehr in der
Broschüre «Netzhautablösung».

Die Folgen eines retinalen Venenverschlusses können sehr ernst sein. Er steht an dritter Stelle der Ursachen für eine einseitige Erblindung.4 Zur Erblindung beider Augen führt er hingegen glücklicherweise nur selten. Bei Verdacht ist daher eine augenärztliche Untersuchung wichtig, zumal eine Behandlung in den meisten Fällen erfolgreich ist.


Was lässt sich tun?

Bei einem akuten Sehverlust auf einem Auge sollte ein Notfall-Termin vereinbart werden, denn sollte es sich um einen arteriellen Verschluss handeln, kann dieser der Vorbote eines Schlaganfalls sein.

Ärztliche Behandlung

Ãœber die Behandlung eines retinalen Venenverschlusses entscheiden folgende Punkte:2,5

  • Ist die Makula betroffen?
  • Besteht ein Ausfall der Durchblutung (Ischämie) und wie ausgedehnt ist er?
  • Wie rasch hat sich die Störung entwickelt?
  • Sind schon Komplikationen eingetreten (Blutgefässneubildung, Netzhautablösung)?

Eine Schwellung der Netzhaut im Bereich des schärfsten Sehens (Makula) wird als Makulaödem bezeichnet. Sie kann sich durch Wirkstoffe zurückbilden, welche die Blutgefässe «abdichten». Die Wirkstoffe (VEGF-Hemmer oder Steroide) werden ins Auge gespritzt. Sie bewirken in der Regel eine messbare Verbesserung der Sehschärfe innerhalb weniger Tage und ihre Wirkung hält mehrere Wochen an. Die Behandlung – wenn erfolgreich – muss bei den meisten Patient*innen länger als 5 Jahre fortgesetzt werden, weil die Grundursache bestehen bleibt: die veränderten Blutgefässe.

Bei fehlender Durchblutung bestimmter Netzhautgebiete kommt eine Laserbehandlung in Frage. Gebiete, die nicht mehr zum Sehen beitragen und nicht mehr durchblutet sind, werden «ausgeschaltet» (isoliert), sodass das Risiko für Komplikationen, die von dort ausgehen können (d.h. die Produktion der Botenstoffe zur Gefässneubildung), gesenkt wird. Dadurch kann das Gewebe abschwellen und der Druck auf das Gefässsystem wird gesenkt. Die Auflösung des Blutgerinnsels muss der Körper aber selbst übernehmen.

Teilweise wird eine Blutverdünnung mittels Infusion von Flüssigkeit angeboten. Blutverdünnende Medikamente waren hingegen nicht erfolgreich. Diese können aber teils wegen anderer Gefässveränderungen verordnet werden.


Beratung und Hilfsmittel

Das Sehvermögen lässt sich auch trotz einer raschen Reaktion und geeigneten Eingriffen nicht in jedem Fall wieder vollständig herstellen. Eine grosse Auswahl an Hilfsmitteln sorgt dafür, das Beste aus dem vorhandenen Sehvermögen herauszuholen. In Low Vision-Beratungen lernen Betroffene Möglichkeiten kennen, die den Alltag erleichtern. Dies sind Hilfsmittel wie Vergrösserungshilfen, Leuchtlupen, «sprechende» Geräte oder Software mit Sprachausgabe und vieles mehr.

Illustration einer Gesprächsgruppe. Um einen runden Tisch sitzen zwei Frauen und zwei Männer und ein Hund. Auf dem Tisch sind Kaffeetassen und -löffel und ein beschriebenes Blatt Papier.
Illustration: Laurie Calzat

Die Fachpersonen in den Beratungsstellen stellen Betroffenen einen umfangreichen Wissensschatz zur Verfügung. Sie können die individuellen Bedürfnisse klären, gemeinsam Möglichkeiten besprechen und Fragen rund um Arbeitsplatz-Sicherung, Sozialversicherungen (IV / AHV), Finanzen, Selbstständigkeit oder Mobilität beantworten.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen (z.B. in Gesprächsgruppen) ist eine wertvolle Erfahrung. Mehr Informationen hierzu und zu weiteren Angeboten erhalten Sie bei Retina Suisse.

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