Achtung, Sonne: UV-Strahlung kann die Augen schädigen

Endlich kommt der Sommer. Doch Vorsicht, die UV-Strahlung der Sonne verbrennt nicht nur die Haut. Sie kann auch einen Augen-Sonnenbrand, Grauen Star, eine Makuladegeneration und sogar Augentumore hervorrufen.

Peter Jankovsky, Kommunikation Retina Suisse, peter.jankovsky@retina.ch

Alle atmen auf: Nach der diesjährigen, ungewöhnlich langen Regenperiode ist der Sommer endlich da. Also hinaus ins Freie und die Sonne geniessen. Natürlich wissen alle, dass dabei die Haut geschützt werden muss. Schliesslich will niemand einen schmerzhaften Sonnenbrand oder gar schwarzen Hautkrebs.

Was aber nicht so viele wissen: Die Sonne, beziehungsweise ihre UV-Strahlung, kann auch die Augen schädigen. Wer viel draussen ist und seine Augen nicht schützt, riskiert nicht nur akute, sondern auch chronische Schäden.

Besonders heikel sind Aufenthaltsorte am Wasser und in sandiger Umgebung, weil hier bis zu 25 Prozent des intensiven sommerlichen Sonnenlichts reflektiert werden. Die Augen sind dann einer noch massiveren Belastung als ohnehin schon ausgesetzt. Schlimmer ist übrigens nur noch eine Umgebung mit viel Schnee, da dieser etwa 80 Prozent des Sonnenlichts reflektiert.

Sonnenbrand der Augenoberfläche

Der Klassiker von akuten UV-Schäden an den Augen ist der Augen-Sonnenbrand. Wie beim Haut-Sonnenbrand setzt der Augen-Sonnenbrand mit einigen Stunden Verzögerung ein. Er ist mit starken Schmerzen, geschwollener Bindehaut, vorübergehender Sehminderung und Tränen verbunden. Innerhalb von acht bis zwölf Stunden klingen die Beschwerden aber wieder ab. Pflegende und schmierende Augensalben und Augentropfen können den Heilungsprozess unterstützen.

Der Augen-Sonnenbrand unterteilt sich in die häufige Photokeratitis und die seltenere Photokonjunktivitis: Im ersteren Fall ist die Hornhaut des Auges betroffen (also der äussere, glasklare Teil des Auges), im zweiten zudem auch die mit der Hornhaut verbundene Bindehaut (d.h. die Membran, die das Augenlid auskleidet, sowie die Sklera, also die harte weisse Faserschicht, die das Auge umgibt).

UV-Strahlung fördert auch Veränderungen der Bindehaut. Ein Beispiel ist das Pterygium, bei dem die Bindehaut des Augapfels über die Hornhaut wächst. Oder es kommt zur Pinguecula, einer vor allem ästhetisch störenden Degeneration der Bindehaut.

Grauer Star entsteht rascher

Als die weltweit häufigste Augenerkrankung gilt der Graue Star, auch Katarakt genannt. Es handelt sich um eine meist altersbedingte, zunehmende Trübung der Augenlinse, die unbehandelt zu einem langsamen Sehverlust führt.

Da nun UV-Strahlung in der Augenlinse absorbiert wird, trübt bei zu viel ungeschütztem «Sonnenkonsum» die Linse schneller ein. Dann wird die einzige Lösung, nämlich der operative Einsatz einer künstlichen Linse, früher notwendig.

Schäden an der Netzhaut

Auch die empfindliche Netzhaut kann vorübergehend oder dauerhaft Schaden nehmen, wenn die Lichtintensität zu hoch ist. Deshalb sollte man niemals direkt in die Sonne schauen. Da Lichtstrahlen im Auge an der Stelle des schärfsten Sehens gebündelt werden, leidet gerade die Makula besonders häufig unter zu viel Sonne. So kann hier nach Jahren des ungeschützten Aufenthalts an sonnenlichtintensiven Orten die Photo-Retinopathie beginnen.

Generell können UV-Strahlen die Sehkraft des Auges schwächen. Die Schäden an der Retina durch Sonnenlicht kumulieren sich nämlich im Laufe der Jahre. Zudem besteht die Vermutung, dass ein Teil der UV-Strahlung massgeblich für die Alterung der Netzhaut verantwortlich ist.

Zu viel Sonnenlicht könnte auch zu den Auslösern der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) gehören. AMD ist eine veritable Volkskrankheit, die fast jede vierte Person ab 70 Jahren betrifft und zum Verlust des zentralen Sehens führt.

Gut- und bösartige Tumore am Auge

Zu viel Sonne auf ungeschützter Haut kann Hautkrebs auslösen. Und zwar den meist gutartigen weissen Hautkrebs (Basaliom, auch Basalzellkarzinom genannt) sowie den bösartigen, weil streuenden schwarzen Hautkrebs, das Melanom.

Ähnlich ist es bei den Augen. Auch am Augenlid und der direkt umgebenden Haut entstehen bei zu viel ungehinderter UV-Strahlung Basaliome oder die heikleren Plattenepithelkarzinome. Dazu kommen Bindehaut- und Hornhauttumore (gut- und bösartige) sowie das maligne Melanom der Aderhaut (der Schicht im hinteren Teil des Auges, die für die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff zuständig ist).

Kinder und Diabetiker*innen haben höheres Risiko

Die Augen bzw. die Augenlinsen von Kindern können UV-Strahlen nur schlecht aufhalten. Bis in die Pubertät hinein lassen sie zwischen 20 bis 60 Prozent des UV-Lichts auf die Netzhaut auftreffen. Erst mit 18 bis 20 Jahren werden die UV-Strahlen fast vollständig von der Linse weggefiltert.

In der Linse ablagern können sich bei Diabetiker*innen Fruktose oder Sorbitol, also ein Zuckeraustauschstoff, der in bestimmten Pflanzen und Lebensmitteln zu finden ist. Dies erhöht die Empfindlichkeit des Auges gegenüber Sonnenstrahlen. In Studien wurde zudem nachgewiesen, dass Diabetiker*innen tendenziell in einem jüngeren Alter an Grauem Star erkranken als gesunde Menschen.

Wer muss sich besonders schützen?

Neben Kindern und Diabetiker*innen müssen sich vor der UV-Strahlung auch Menschen mit Alterssichtigkeit schützen. Letztere brauchen unbedingt Sonnenbrillen in ihrer Lesestärke, wenn sie sich draussen an der Sonne einer Lektüre widmen.

Ebenso sollten sich Fehlsichtige (v.a. schwaches Sehen auf Distanz) eine Sonnenbrille mit ihren Stärken anfertigen lassen. Und ganz besonders schützen müssen sich Menschen mit einer künstlichen Augenlinse nach einer Katarakt-Operation, oder auch nach anderen Eingriffen an den Augen.

Möglichkeiten zum Schutz vor UV-Strahlung

Bei mittlerer bis starker Sonneneinstrahlung sollte man die Augen durch einen passenden Hut oder eine Schirmmütze schützen – und natürlich durch eine geeignete Sonnenbrille. Oder anders formuliert: Zu einer Sonnenbrille gehört immer auch ein Hut.

Das gilt bereits für Kinder und junge Menschen sowie besonders für Personen, die viel im Freien arbeiten und dabei vermehrt starker Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Die Leitlinie empfiehlt den Schutz der Augen ab einem UV-Index von 3. Dieser wird von vielen Medien kommuniziert und täglich aktualisiert.

Experten raten, Sonnenbrillen immer beim Augenoptiker zu kaufen. Sonnenbrillen vom Kiosk oder Souvenirladen haben möglicherweise schlechte optische Eigenschaften und sind nicht genügend angepasst an die individuellen Bedürfnisse.

Eine wirklich wirksame Sonnenbrille ist in der Regel mit dem Zeichen «UV400» gekennzeichnet und sollte das Auge auch vor seitlich einfallender Strahlung schützen. Die Schutzstärke von Sonnenbrillen umfasst fünf Kategorien – im Alltag reicht eine Brille der Kategorie 2 oder 3.

Doch letztlich ist der beste Schutz für die Augen wohl immer noch: Man meide die sommerliche Sonne, zumindest vor zehn und nach vierzehn Uhr. Dann nämlich scheint die Sonne am direktesten in die Augen.

Liste der Schutzmassnahmen

  • Sonnenbrille mit UV-Filter-Beschichtung
  • Korrekturgläser mit UV-Filter-Beschichtung
  • Hut mit breitem Rand
  • Skibrille
  • Hydrogel-Kontaktlinsen mit UV-Filter
  • Formstabile, gasdurchlässige Kontaktlinsen
  • Sonnencrème mit LSF > 15
  • Zeit in Umgebungen mit hoher UV-Intensität einschränken

Der Artikel ist unter Beizug folgender Quellen entstanden:

Pro Retina Deutschland

Hôpitaux Universitaires Genève (HUG)

Thieme Via Medici

Lux Augenzentrum

Zeiss Schweiz

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