Wenn die Augen im Winter leiden

Es ist kalt, und die Menschen sitzen in beheizten Räumen. Da können die Augen trocken werden, was Beschwerden verursacht. Retina Suisse gibt Tipps, damit die Augen weniger leiden müssen.

Peter Jankovsky, Kommunikation Retina Suisse, peter.jankovsky@retina.ch

Das Auge braucht genügend Feuchtigkeit, um gut zu funktionieren – also auch genügend feuchte Luft. Daher stellen die Wintermonate eine doppelte Belastung dar: Es ist zu trocken, und zwar drinnen wie auch draussen. Je kälter und windiger es draussen ist, desto trockener wird meist die Winterluft, und desto stärker werden auch die Häuser beheizt, was der Zimmerluft zu viel Feuchtigkeit entzieht.

Sind die Augen lange trockener Zimmerluft ausgesetzt, verstärkt sich die Verdunstung des eigenen Tränenfilms. Das führt schliesslich zu unangenehmen Symptomen wie Brennen, Stechen, Lichtempfindlichkeit, Lidrandentzündung und sogar verschwommenem Sehen. Und in Extremfällen können schwerwiegende Komplikationen entstehen. Auch kalter Wind kann die Augen ziemlich reizen, da er die Augenoberfläche ebenfalls rasch austrocknen lässt.

Das Sicca-Syndrom hat vielfältige Ursachen

Bei trockenen Augen mit Reizsymptomen spricht man von «Keratokonjunktivitis sicca» oder vom «Sicca-Syndrom». Die Ursachen haben aber nicht immer direkt mit kalter Aussenluft und trockener Innenluft zu tun.

Eine banale und typische Ursache ist auch das konzentrierte stundenlange Arbeiten am Bildschirm. Langes Verweilen am Computer verringert deutlich die Häufigkeit des Blinzelns, und das führt zu trockenen Augen. Für dieses Phänomen existiert sogar ein eigener Begriff: das «Büroaugen-Syndrom» oder «Office-Eye-Syndrom».

Ausserdem gibt es pathologische Varianten des Sicca-Syndroms, die mit kalter Aussenlauft oder trockener Innenluft ursächlich ebenfalls nichts zu tun haben. So produzieren im Falle der Variante «Keratokonjunktivitis sicca mit Tränenmangel» die Tränendrüsen nicht in ausreichender Menge Tränen, um die ganze Bindehaut sowie Hornhaut mit einer Tränenschicht zu überziehen. Frauen nach den Wechseljahren sind von diesem Phänomen am häufigsten betroffen.

Augentrockenheit kann auch daher rühren, dass die Augen im Schlaf für längere Zeit teilweise geöffnet bleiben (sogenannter nächtlicher Lagophthalmus). Oder die Ursache ist eine allgemein verminderte Häufigkeit des Blinzelns, wie es zum Beispiel bei der Parkinson-Krankheit der Fall ist.

DiabetesProbleme mit der Schilddrüserheumatoide Arthritis sowie Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Neurodermitis können ebenfalls mit trockenen Augen einhergehen. Auch die Autoimmunerkrankung namens «Sjögren-Syndrom» führt häufig zur Austrocknung von Schleimhäuten und Augen.

Medikamente wie zum Beispiel Betablocker, Antidepressiva, Schlafmittel oder Präparate gegen Allergien greifen in die Produktion des Tränenfilms ein und können ebenfalls trockene Augen verursachen.

Verstopfte Talgdrüsen

Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit verstopfter Lidranddrüsen. Es sind die sogenannten Meibomschen Drüsen, die Talg produzieren und die Befeuchtung der Augen fördern. Auf eine eingeschränkte Funktion dieser Drüsen weisen winzige, krümelige Ablagerungen am Lidrand hin.

Eine Ursache für die Verstopfungen der Talgdrüsen können Milben sein. Die mikroskopisch kleinen Spinnentierchen leben bei vielen Menschen auf den Haarfollikeln, Wimpern oder der Haut. Dort ernähren sie sich von Hautschüppchen, Fett und Bakterien und können manchmal zu viel «Abfall» anhäufen, der zur Verstopfung der Talgdrüsen führt.

Im Übrigen können auch Tropfen gegen Grünen Star die Meibomschen Drüsen in ihrer Produktion hemmen oder zumindest einschränken.

Zu viel Tränen und trotzdem zu trocken

Das kalte Winterwetter führt mitunter nicht nur zu trockenen Augen, sondern auch zum puren Gegenteil. Die Augen können tränen, dass man nur noch verschwommen sieht – was sich aber in diesem Fall nur als scheinbares Gegenteil erweist.

Wenn die schon trockene Augenoberfläche zusätzlich gereizt wird, produzieren die Tränendrüsen sogenannte Reflextränen. Auf diese Weise können trockene Augen gleichzeitig tränende Augen sein. Übermässiges Tränen kann ausserdem durch andere Faktoren wie Infektionen oder blockierte Gänge der Tränendrüsen ausgelöst werden.

Auch existiert eine pathologische Variante, die mit äusseren Einflüssen direkt nichts zu tun hat. Es handelt sich um die «evaporative Keratokonjunktivitis sicca», bei welcher die Tränenflüssigkeit eine abnormale Zusammensetzung aufweist. Obwohl die Tränendrüsen eine ausreichende Menge an Tränen produzieren, ist die Verdunstung so intensiv und schnell, dass die Oberfläche der Augen nicht immer vollständig mit einem Tränenfilm überzogen ist.

Bei langanhaltenden Symptomen zum Augenarzt

Trockene Augen, vor allem wenn sie deutliche Beschwerden verursachen, sollte man keinesfalls ignorieren. Denn in der Folge können die Augen weniger beweglich werden und die Hornhäute vernarben oder sich trüben – im Extremfall bis zur Erblindung.

Daher ist es ratsam, bei langanhaltenden Symptomen zum Augenarzt oder -ärztin zu gehen.

Tipps: Wie schützt man die Augen vor Trockenheit?

  • Reiben Sie nicht die Augen, sondern blinzeln Sie öfters.
  • Der Konsum von viel Wasser, Tee oder warmen Suppen hilft, eine gute Tränenproduktion aufrechtzuerhalten.
  • Öffnen Sie regelmässig das Fenster, sowohl im Zimmer als auch im Auto.
  • Schalten Sie immer wieder Klimaanlage und Lüfter ab.
  • Versuchen Sie, direkte Wärme zu vermeiden: zum Beispiel den Luftstrom, der Ihnen vom Gebläse Ihres Autos direkt ins Gesicht weht, oder die unmittelbare Nähe zu Heizkörpern.
  • Wenn Sie draussen spazieren gehen, tragen Sie eine Brille, um Ihre Augen vor dem kalten Wind zu schützen.
  • Meiden Sie Zigarettenrauch.
  • Legen Sie bei der Bildschirmarbeit, beim Fernsehen und Lesen regelmässig kurze Pausen ein.
  • Eine Ernährungsweise, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist (fetter Fisch, Nüsse, Leinsamen), kann die Qualität Ihrer Tränenflüssigkeit verbessern.
  • Genügend Schlaf ist wichtig, damit sich die Augen erholen.

Therapiemöglichkeiten: Augentropfen, Sprays, Salben und Silikon-Stöpsel können bei Austrocknung helfen

Trockene Augen, vor allem wenn sie deutliche Beschwerden verursachen, sollte man keinesfalls ignorieren. Denn in der Folge können die Augen weniger beweglich werden, die Hornhäute vernarben oder sich trüben – im Extremfall bis zur Erblindung. Wenn die Beschwerden also andauern, ist es ratsam, mit dem Augenarzt oder der Augenärztin über eine Behandlung zu sprechen. Grundsätzlich gibt es folgende Therapie-Möglichkeiten:

  • Befeuchtende Augentropfen: Tränenersatzmittel gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Die bewährten Tropfen enthalten in der Regel Konservierungsstoffe. Spezielle Dosierfläschchen oder Packungen zum einmaligen Gebrauch kommen ohne Konservierungsstoffe aus und sind oft besser verträglich. Darüber hinaus werden Tränenersatzmittel als Spray sowie als Salbe für die Nacht angeboten.
  • Verstopfte Meibomsche Drüsen lassen sich mit gründlicher Lidrandpflege frei bekommen. Dazu werden ein bis zwei Mal pro Tag sehr warme (aber nicht heisse) Kompressen zehn Minuten auf die Lider gelegt. Danach streicht man den Lidrand von aussen nach innen mit angefeuchteten Tüchern, Wattestäbchen oder in Teebaumöl getränkten Einmaltüchern ab. Nach etwa einer Woche sollten die Beschwerden deutlich nachlassen.
  • Auch die Augenlider selbst sind wichtig. Waschen Sie sie regelmässig mit einem milden Reinigungsmittel, um Unreinheiten zu entfernen und Infektionen zu vermeiden, die im Winter häufiger auftreten können. Eine Reinigung der Augenlider hilft auch, die Meibomschen Drüsen in gutem Zustand zu halten.
  • Wer an zu wenig Tränenflüssigkeit leidet, kann verhindern, dass diese zu schnell aus dem Auge fliesst: Der Hauptabflusskanal lässt sich mit winzigen Stöpseln aus Silikon versschliessen. Die Methode hilft aber nicht in allen Fällen.

Quellen:

Keratokonjunktivitis sicca: msdmanuals.com

Tränende Augen: msdmanuals.com

augenchirurgie.ch

Swiss Eye Centre