Arbeitet man den ganzen Tag am Bildschirm, sind die Augen abends ermüdet oder schmerzen sogar. Auch kann es vorkommen, dass man vorübergehend Mühe bekundet, etwas scharf ins Auge zu fassen. Hier einige Tipps zur Linderung dieser Symptome.
Peter Jankovsky, Kommunikation Retina Suisse
Müde Augen, weil man längere Zeit auf ein Objekt in der Nähe schaut: Diese Situation ist ein Klassiker für Menschen, die zum Beispiel den ganzen Tag am Computer arbeiten. Aber warum ermüdet eigentlich das Auge? Weil die Muskeln des Augapfels durch die Starrheit der Ausrichtung mit der Zeit überbeansprucht sind und sich verkrampfen.
Um dies zu vermeiden, kann die sogenannte «Zwanziger-Regel» helfen. Alle zwanzig Minuten schaut man für zwanzig Sekunden etwas an, das sich mindestens zwanzig Meter weit weg befindet. Das entspannt auch die Augenlinse: Muss sie ihre Brechkraft länger auf nahe Gegenstände einstellen, damit man diese scharf sieht, ist es die viel grössere Anstrengung, als auf etwas Entferntes zu fokussieren.
Wer will, kann mit den Augen rollen, um die angespannten Augenmuskeln zu entkrampfen. Allerdings sollten die Rollbewegungen nicht zu schnell sein, sonst entsteht ein Schwindelgefühl. Man kann aber auch seinen Blick einfach verträumt in die Ferne schweifen lassen. Das ist dann Augen- und Seelen-Relax zugleich.
Leichte Sehschwäche oder trockene Augen
Der Klassiker der Bildschirmarbeit kann leider noch mehr bewirken als nur müde Augen – sie können abends sogar schmerzen. In diesem Zusammenhang sollte man zunächst abklären, ob man nicht eine Brille braucht. Viele Menschen glauben nämlich, sie würden gut sehen; dabei haben sie eine leichte Sehschwäche, die vom Gehirn und von den Augen noch kompensiert werden kann. Jedoch wird dies mit der Zeit anstrengend.
Ein anderer Grund sind trockene Augen. Gerade beim konzentrierten Schauen auf einen Bildschirm vergisst man gerne zu blinzeln, um den vorderen Teil des Augapfels feucht zu halten. Und wird dieser immer trockener, kann dies zu Schmerzen führen. In einem solchen Fall sollte man in schnellen Bewegungen die Augenlider schliessen und öffnen, wie bei einem Flügelschlag von Schmetterling.
Verschwinden die Schmerzen nicht, ist die Anwendung von Augentropfen angezeigt. Auch ein warmes Waschtüchlein hilft, die verstopften Feuchtigkeitsdrüsen im Lidrand zu aktivieren. Einige schwören zudem auf die Kraft von Spezialbrillen, welche das Blaulicht der Bildschirme wegfiltern. Blaulicht belastet die Augen generell, und ausserdem hemmt es abends die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Jedoch gibt es bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit solcher Blaulicht-Filterbrillen.
Die meisten Menschen schielen ein wenig
Sind die Augen ermüdet, kann sich ein weiteres Problem einstellen. Hält man die Augen kurz geschlossen und öffnet sie wieder, braucht die Augenlinse etwas länger als üblich, um scharfes Sehen zu ermöglichen.
Die Erklärung für dieses Phänomen ist im natürlichen Strabismus zu suchen. Die meisten Menschen haben eine leichte Fehlstellung der Augen, sie schielen also. Doch dies fällt bei geöffneten Lidern nicht auf, weil sich die Augen automatisch in eine parallele Position zueinander bringen, um doppeltes Sehen zu vermeiden.
Wenn man nun ruht und die Lider geschlossen hält, können sich die Augen leicht nach aussen oder seltener nach innen verdrehen. Werden dann die nach langer Bildschirmarbeit ermüdeten Augen plötzlich geöffnet, ist deren Anstrengung grösser als gewöhnlich, sich parallel auszurichten. Es dauert also länger als sonst, und man sieht kurz unscharf oder verschwommen.
Auch hier können einige Übungen Abhilfe schaffen. Jedoch sollten diese besser unter fachlicher Anleitung, also zusammen mit einer Orthoptistin oder einem Orthoptisten, durchgeführt werden. Ein Beispiel für eine Übung wäre: Man führt einen Kugelschreiber langsam an die Nase heran und versucht, diesen mit den Augen und in aller Schärfe zu fixieren. Aber hierbei ist eben Vorsicht geboten.
Quelle: «Bien Vu!» 10/2023