«Kann ich mit Augentraining meine Sehfähigkeit verbessern?»

Die beliebte TV-Gesundheitssendung «Puls» von SRF hat sich am 16.6.2025 dem Thema «Risiko Myopie – kurzsichtig als Kind, sehbehindert als Erwachsene?» gewidmet. Im parallel dazu laufenden Online-Chat über die Verbesserung der Sehfähigkeit stand neben anderen Expert*innen auch der Geschäftsleiter von Retina Suisse, Stephan Hüsler, für Fragen der Zuschauer*innen zur Verfügung. Hier sind seine Antworten nachzulesen.

Erste Frage: Stimmt es, dass man die Augen so trainieren kann, dass die Kurzsichtigkeit abnimmt?
STEPHAN HÜSLER, Geschäftsleiter von Retina Suisse: Guten Abend! Augentraining, Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Yoga können helfen, den Alltag gut zu meistern. Eine Verbesserung der Sehfähigkeit dank Augentraining konnte bisher wissenschaftlich nicht belegt werden.

Meine Mutter hat immer gesagt, dass Karotten gut sind für die Augen. Ist das ein Irrtum, oder ist etwas dran an dem Spruch?

Vitamin A wird zur Regeneration der Zellen der Netzhaut benötigt. Karotten enthalten Karotin. Zur Verhütung altersbedingter Augenkrankheiten empfehlen wir eine abwechslungsreiche Diät. «Mittelmeerkost» zeigt dabei die besten Effekte. Alles farbige Obst, Gemüse und Früchte sowie Omega-3-Fettsäuren, wie sie in fettem Fisch, Leinöl und Olivenöl vorkommen, und ausserdem Nüsse gehören dazu. Es gibt eine grosse Studie (AREDS II), welche den Effekt der Einnahme hochdosierter Vitamine untersucht. Kurz gesagt: Es gibt positive Effekte und andere. Deshalb empfehle ich immer, zuerst mit Ihrer Augenärztin zu sprechen. Vitamine können auch Kreuzwirkungen mit Medikamenten haben.

Lässt sich Kurzsichtigkeit wirklich mit Training verbessern, und wird das Augenlasern empfohlen?

Augentraining hat leider keinen wissenschaftlichen Nachweis für eine Verbesserung der Sehfähigkeit erbringen können. Sie tun sich selber damit aber bestimmt etwas Gutes. Die Psyche ist ja auch sehr wichtig. Eine Laseroperation der Kurzsichtigkeit ist nicht in jedem Fall möglich. Bitte sprechen Sie darüber mit einer spezialisierten Augenärztin. Notieren Sie sich vorgängig alle Fragen, die Ihnen in den Sinn kommen. Dadurch vergessen Sie bestimmt nichts, was Sie unbedingt wissen wollten.

Guten Tag! Ich, weiblich, 70 Jahre, brauche für die Nähe eine Lesebrille. Da ich nun auch in die Ferne schlechter sehe, wurde beim Augenarzt ein Sehtest gemacht. Es wurde mir gesagt, dass eine Verbesserung auch mit Brille nicht möglich sei und ich gemäss Aufnahme meines Augenhintergrundes an einer seltenen Augenkrankheit leide, für welche es keine Behandlungsmöglichkeiten gebe. Weitere Beschwerden: Ich sehe zeitweise unscharf und im Dunkeln schlechter, bin stark blendempfindlich und habe oft sehr stark tränende Augen, dies meist einseitig. Zudem habe ich seit längerem Schmerzen im rechten Auge beim Schliessen und Öffnen.

Als Geschäftsleiter von Retina Suisse, der Vereinigung von Menschen mit Netzhautkrankheiten, schlage ich vor, dass Sie sich in einer der universitären Augenkliniken untersuchen lassen. Hier sollten Sie Antwort auf all Ihre Fragen bekommen. Ihr Augenarzt kann Sie überweisen. Vielleicht braucht es zur Bestätigung der Diagnose einen Gentest. Dies ist dort ebenfalls möglich. Ferner empfehle ich Ihnen, sich durch spezialisierte Low-Vision-Optiker beraten zu lassen. Adressen erhalten Sie bei unserer Beratungsstelle. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig mit Fragen nach vergrössernden Hilfsmitteln zu befassen. Es hilft, Ihre Lebensqualität zu erhalten.

Hallo, ich bin 37 Jahre alt. Ich kann auf Weite schon lange nicht mehr scharf sehen. Das hat irgendwann schleichend vor ca. 10 Jahren angefangen. Bei einer Weiterbildung zum Beispiel setze ich mich deshalb ganz nach vorne, um die Präsentation lesen zu können. Ich fahre deshalb auch nie Auto (hab auch keins). Auf eine Brille oder Linsen habe ich keine Lust. Im Alltag fühle ich mich nirgends eingeschränkt. Kann ich bedenkenlos so weiterleben ohne Brille o.ä.?

Ich kann sehr gut verstehen, dass Ihnen im Alltag nichts fehlt. Man weiss ja nicht, was man nicht sieht. Letztlich ist es Ihre Entscheidung, ob Sie eine Brille oder Kontaktlinsen tragen möchten. Aber das war nicht Ihre Frage. Grundsätzlich empfehle ich Ihnen, sich wieder einmal einem augenärztlichen Untersuch zu unterziehen. Dabei geht es nicht nur um die Korrektur der Fehlsichtigkeit. Mit einem Augenuntersuch können viele verschiedene Krankheiten frühzeitig identifiziert werden. Dabei können Sie auch gleich das Risiko einer Verschlechterung der Sehfähigkeit mit zunehmendem Alter ansprechen. Diese Gefahr ist sicher gegeben.

Welche alternativen Methoden gibt es für die Korrektur von Fehlsichtigkeit oder Sehbeeinträchtigungen?

Wenn Sie nicht gut sehen, sollten Sie sich unbedingt einer augenärztlichen Untersuchung unterziehen. Abhängig vom Ergebnis werden Ihnen die notwendigen Massnahmen empfohlen. «Alternative» Heilmethoden gibt es leider nicht.

Geschätztes Team, ich bin stark kurzsichtig: li 7.25 / re 9.00, und seit der 1. Klasse Brillenträgerin (Jahrgang 1968). Die Kurzsichtigkeit verschlechtert sich auch heute noch (ebenso die Hornhautverkrümmung), soweit ich dies beurteilen kann. Das Lesen wird zunehmend schwierig, und es braucht viel Konzentration während der täglichen PC-Arbeit. Ich spüre stets ein leichtes «Ziehen» im linken Auge. Also war ich (wieder) beim Augenarzt. Er hat nichts gefunden und entliess mich mit den Worten: Alles ist bestens. Was geben Sie mir für einen Rat?

Indem wir lange und konzentriert arbeiten, vergessen wir oftmals das Blinzeln. Ferner sitzen wir tendenziell in überhitzten Räumen. Dies führt mit zunehmendem Alter dazu, dass die Fettdrüsen im Lidrand verkümmern. Mit jedem Blinzeln wird ein bisschen Fett auf dem Tränenfilm der Augenoberfläche verteilt. Dadurch bleibt die Hornhaut schön feucht. Sie können nun die «20-20-20 Regel» befolgen, also nach 20 Minuten während 20 Sekunden in die Ferne (20 Fuss oder 6 Meter) schauen und blinzeln. Sie können auch morgens und abends mit einem warmen Tüchlein die Augenlider sanft ausstreichen. Und vor allem dürfen Sie immer, wenn es wieder kratzt, Feuchtigkeitstropfen in die Augen geben. Auch hier gilt: eine Zweitmeinung ist immer erlaubt.

Wir alle blicken in diesem Moment auf einen Bildschirm. Gibt es eine Übung vom Wechsel vom Bildschirm zum Lebensschirm?

Einen Lebensschirm suchen Sie! Was ist Ihnen denn wichtig im Leben? Woran haben Sie Freude?

Da ich im KV arbeite, habe ich keine Möglichkeit, draussen tätig zu sein oder wenig in den Bildschirm zu schauen. Gibt es etwas, was man machen kann?

Ja, Sie können selber etwas tun: Denken Sie daran, pro Minute etwa sechs Mal zu blinzeln. Damit pressen Sie jedes Mal ein bisschen Fett aus den Drüsen im Lidrand. Das Fett verteilt sich über die Hornhaut und sorgt dafür, dass der Tränenfilm lange besteht und die Hornhaut schön feucht bleibt. Wenn Sie ungefähr alle 20 Minuten etwa 20 Sekunden lang in etwa 20 Fuss Entfernung schauen, hilft das ebenfalls. Und morgens und abends können Sie mit einem warmen und weichen Tuch die Augenlider sanft ausstreichen. Wer sich die Wimpern tuscht, braucht vielleicht noch etwas Lidrandpflege, damit die Tusche nicht die Drüsen verstopft.

Seit genau 60 Jahren habe ich folgende Sehschwäche: re -3,5 li:-5, und diese Werte haben sich bis heute nie verändert (regelmässige Kontrolle beim Augenarzt: alles immer ok). Ich bin Jahrgang 1950, also 75 Jahre alt, trage seit 60 Jahren täglich Tageskontaktlinsen ohne Probleme. Was könnte mich noch erwarten?

Das Leben ist voller Überraschungen. Tatsächlich ist das Auge jenes Organ mit den meisten möglichen Krankheiten. Die Auswahl ist also gross. Die häufigsten altersbedingten Augenkrankheiten sind aber: Grauer Star (Katarakt), Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Grüner Star (Glaukom), diabetische Retinopathie sowie Netzhautablösung. Angst zu haben wäre jedoch falsch. Es genügt, wenn Sie Ihre Augen alle ein bis zwei Jahre untersuchen lassen. Wenn Sie jedoch Veränderungen feststellen, braucht es eine umgehende Reaktion. Zum Beispiel wenn Sie plötzlich ein heftiges Blitzgewitter oder einen Russregen sehen. Da müssten Sie sofort einen Untersuch machen lassen. Eine vermehrte Blendempfindlichkeit könnte auf den Grauen Star hindeuten, krumme Linien auf eine AMD.

In unserer Familie leiden einige unter Kurzsichtigkeit. Sehr wichtig ist es ja, dass Kinder draussen spielen. Ist es jetzt für meine Enkel (6- und 3-jährig, ohne Brille) wichtig, bei Sonnenschein eine Sonnenbrille zu tragen? Danke für ihre Antwort.

UV-Licht schadet unseren Augen. Ja, Ihre Enkel sollten Sonnenbrillen tragen.

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