Im Sommer die Augen schützen – die Tipps von Retina Suisse

Der Sommer ist endgültig da. Doch Vorsicht: Trockene Luft, Wind, Klimaanlagen und Sonnenstrahlen können die Augenoberfläche stark austrocknen lassen. Zudem gibt es das Phänomen des Augen-Sonnenbrandes, und im Wasser lauert eine unerwartete Gefahr. Retina Suisse gibt die wichtigsten Hinweise zum Schutz der Augen.

Peter Jankovsky, Kommunikation Retina Suisse, peter.jankovsky@retina.ch (Juli 2025)

In den Sommerferien halten sich die meisten viel im Freien auf und geniessen die Sonne. Natürlich wissen alle, dass dabei die Haut geschützt werden muss. Schliesslich will niemand einen schmerzhaften Sonnenbrand oder gar schwarzen Hautkrebs.

Was aber nicht so viele wissen: Die Sonne, beziehungsweise ihre UV-Strahlung, kann auch die Augen schädigen. Wer viel draussen ist und seine Augen nicht schützt, riskiert akute und auch chronische Schäden.

Der erste Sommer-Klassiker: trockene Augen

Bei trockenen Augen denkt man eher an den Winter. Man sitzt viel in beheizten Räumen, und die sehr trockene Zimmerluft entzieht der Augenoberfläche ihre Feuchtigkeit. Die Folge: Wenn die Augen nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit versorgt werden, tritt das Sicca-Syndrom auf, auch bekannt als trockenes Auge oder im Fachbegriff Keratokonjunktivitis sicca. Diesen tendenziell entzündlichen Zustand fördert auch langes Arbeiten am Bildschirm, weil es die befeuchtenden Blinzel-Bewegungen der Augenlider hemmt.

Man gelangt vielleicht vom Winter her mit dem Sicca-Syndrom in den Sommer – doch statt dass die erwartete Linderung kommt, kann sich die Augentrockenheit sogar noch verschlimmern. Das ist der Fall, wenn man die Augen zu viel den folgenden Faktoren aussetzt: dem Sonnenschein bzw. der UV-Strahlung, dem natürlichen Wind, dem Fahrtwind beim Radeln oder bei Autofahren mit heruntergelassenen Fenstern sowie der kühlenden Zugluft und den Klimaanlagen in Hotels oder Privatwohnungen.

Alle diese Faktoren erhöhen die Verdunstung des natürlichen Tränenfilms auf der Augenoberfläche. Dass dies aber genauso auch Kontaktlinsen, Chlor in Schwimmbecken, Salzwasser im Meer und staubige Luft tun, hätte man wohl weniger erwartet.

Wie die Symptome trockener Augen lindern?

Typische Symptome von Augentrockenheit sind ein Fremdkörpergefühl im Auge, eine rötliche Augenoberfläche sowie ein leicht brennender Schmerz. Hier unsere Tipps, wie man diese Beschwerden lindern kann:

● Nicht die Augen reiben, sondern öfter blinzeln.

● Reichlich künstliche Tränen ins Auge träufeln.

● Eine Sonnenbrille mit seitlicher Abdeckung schützt sehr gut vor UV-Strahlen.

● Eine Kopfbedeckung tragen, die den Augen genügend Schatten spendet.

● Der Konsum von viel Wasser hilft, eine gute Tränenproduktion aufrechtzuerhalten.

● Eine höhere Luftfeuchtigkeit in Innenräumen erzeugen.

● Immer wieder Klimaanlage und Lüfter abschalten.

● Zigarettenrauch meiden.

● Bei Bildschirmarbeit, beim Fernsehen oder Lesen regelmässig Pausen einlegen.

● Eine Ernährungsweise, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist (fetter Fisch, Nüsse, Leinsamen) und so zu einer besseren Bildung von Tränenflüssigkeit beiträgt.

● Genügend Schlaf ist notwendig, damit sich die Augen erholen.

Wichtig ist: Wenn die Augen längere Zeit trocken bleiben oder weitere Beschwerden auftreten, sollte man einen Augenarzt aufsuchen.

Der zweite Klassiker: Augen-Sonnenbrand

Besonders heikel sind sommerliche Aufenthalte am Wasser und in sandiger Umgebung. Denn beide Elemente können bis zu 25 Prozent des intensiven sommerlichen Sonnenlichts reflektieren – die Augen sind dann einer noch massiveren Belastung durch Sonnenlicht bzw. Ultraviolettstrahlung ausgesetzt, als es ohnehin schon der Fall ist.

Der Klassiker unter den akuten UV-Schäden an den Sehorganen ist der Augen-Sonnenbrand. Wie der Haut-Sonnenbrand setzt der Augen-Sonnenbrand mit einigen Stunden Verzögerung ein und ist mit starken Schmerzen, geschwollener Bindehaut, vorübergehender Sehkraftverminderung und Tränenfluss verbunden. Innerhalb von acht bis zwölf Stunden klingen die Beschwerden in der Regel aber wieder ab. Pflegende und schmierende Augensalben sowie Augentropfen können den Heilungsprozess unterstützen. Aber eine Konsultation bei einer Augenärztin ist auf jeden Fall ratsam.

Wer über Jahre hinweg seine Augen immer wieder ungeschützt der Ultraviolettstrahlung aussetzt, geht ein grosses Risiko ein. UV-Strahlen können die Sehkraft des Auges generell schwächen, weil nicht nur die Bindehaut (die oberste Schicht des Auges), sondern auch weitere Teile des Auges wie die Hornhaut, die Linsen oder die Netzhaut leiden.

Die vielen kleinen Schädigungen kumulieren sich mit der Zeit. Am Ende können sie die Bildung von Grauem Star (Trübung der Augenlinse) forcieren sowie eine Makuladegeneration und sogar Augentumore hervorrufen.

Möglichkeiten zum Schutz vor UV-Strahlung

Bei mittlerer bis starker Sonneneinstrahlung sollte man die Augen durch einen passenden Hut oder eine Schirmmütze schützen – und natürlich durch eine geeignete Sonnenbrille. Oder anders formuliert: Zu einer Sonnenbrille gehört immer auch ein Hut.

Das gilt bereits für Kinder und junge Menschen sowie besonders für Personen, die viel im Freien arbeiten und dabei vermehrt starker Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Die allgemeinen Leitlinien empfehlen den Schutz der Augen ab einem UV-Index von 3. Dieser wird von vielen Medien kommuniziert und täglich aktualisiert.

Experten raten, Sonnenbrillen immer beim Augenoptiker zu kaufen. Sonnenbrillen vom Kiosk oder Souvenirladen haben möglicherweise schlechte optische Eigenschaften und sind nicht genügend angepasst an die individuellen Bedürfnisse.

Eine wirksame Sonnenbrille ist in der Regel mit dem Zeichen «UV400» gekennzeichnet und sollte das Auge auch vor seitlich einfallender Strahlung schützen. Die Schutzstärke von Sonnenbrillen umfasst fünf Kategorien – im Alltag reicht eine Brille der Kategorie 2 oder 3.

Zusammenfassung der UV-Schutzmassnahmen

● Sonnenbrille mit UV-Filter-Beschichtung

● Korrekturgläser mit UV-Filter-Beschichtung

● Hut mit breitem Rand

● Hydrogel-Kontaktlinsen mit UV-Filter

● Formstabile, gasdurchlässige Kontaktlinsen

● Sonnencrème mit Lichtschutzfaktor höher als 15

● Aufenthalte in Umgebungen mit hoher UV-Intensität zeitlich einschränken

Sand in den Augen

Apropos sommerliche Aufenthaltsorte am Wasser und in sandiger Umgebung: Immer wieder kommt es vor, dass Sand in die Augen gerät. In so einem Fall darf man keinesfalls die Augen reiben und auch nicht versuchen, die Sandkörner mit den Händen aus den Augen zu entfernen.

Sandkörner haben nämlich scharfe Kanten, was rasch zu Verletzungen an der Bindehaut oder der Hornhautoberfläche führen kann und die Situation noch verschlimmert. Man kann das Problem aber meist so lösen, indem die Augen gründlich mit sauberem Wasser ausgespült werden. Hierbei müssen allerdings auch die Hände sauber und nach Möglichkeit desinfiziert sein.

Wer sich auf einem Boot oder an einem Ort ohne Zugang zu sauberem Wasser befindet, sollte nichts tun und zuwarten, bis das Auge den Sand mit genügend eigener Tränenbildung von selbst ausscheidet.

Hornhaut-Entzündungen durch Kontaktlinsen – und durch Keime

Wer trockene Augen hat und Kontaktlinsen trägt, hat ein potenziell höheres Infektionsrisiko durch Keime. Denn die Linsen können auf dem schwindenden Tränenfilm nicht mehr schwimmen und reizen durch mechanische Reibung die empfindliche Bindehaut – das macht sie für Bakterien und Viren noch empfänglicher.

Schon kleinste Verletzungen oder Defekte der Hornhaut-Deckschicht können das Eindringen von Keimen begünstigen. Zu solchen Schäden kommt es unter anderem beim Einsetzen oder Abnehmen von Kontaktlinsen. Hornhautverletzungen sind besonders schmerzhaft, weil bei einer Läsion der Deckschicht viele Nervenfasern freiliegen. Die Hornhaut kann sich auch trüben, was zu einer verminderten Sehschärfe führt, und das betroffene Auge wird zunehmend rot.

Neben Bakterien und Viren verursachen auch Pilze wie Candida und Aspergillus eine Infektion der Hornhaut. Diese sogenannte Pilzkeratitis erfordert eine langwierige Behandlung und kann bei einem Versagen der Therapie sogar mit einer operativen Entfernung des Augapfels enden. Die Häufigkeit pilzbedingter Augeninfektionen ist im klimatisch gemässigten Europa jedoch relativ gering.

Wasser: Vorsicht vor Amöben

Auch Wasser kann die Bindehaut der Augen reizen. Und zwar vor allem dann, wenn ein Schwimmbecken viel Chlor oder auch Keime enthält. Die Gegenmassnahme ist einfach: Mit einer Schwimmbrille kann man die Augen schützen. Wer darauf verzichtet, sollte nach dem Schwimmen die Augen auswaschen. Wenn sie stark brennen, ist ein Gang zum Augenarzt ratsam.

Nun lauert in europäischen Gewässern eine besondere Gefahr für die Augen. Im Gegensatz zu den Pilzen kommt in gemässigten Klimazonen eine bestimmte Amöbenart, die Akanthamöbe, häufig vor. Es handelt sich um einen winzigen Parasiten, der praktisch überall in der Natur gedeihen kann – im Boden wie im Wasser, ob frisch oder verschmutzt.

Daher raten Expert*innen vom Schwimmen in natürlichen Gewässern dringend ab, wenn jemand Kontaktlinsen trägt und sie anbehalten will. Denn die schwerwiegende, hartnäckige Akanthamöben-Hornhautentzündung tritt gerade deshalb auf, weil Kontaktlinsen im Spiel sind. Die Linsen verschlechtern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut, machen sie anfälliger für winzige Verletzungen an der Oberfläche und schaffen somit Eintrittstore für die Amöben.

Also ist es sehr ratsam, beim Schwimmen keine Kontaktlinsen zu tragen. Wer auf eine Sehhilfe bei Wassersport angewiesen ist, sollte eine korrigierte Taucherbrille benutzen.

Akanthamöben kommen nicht nur in natürlichen Gewässern und im Meer vor. Man findet sie ebenso im Wasser von Pools und in gechlorten Freibädern. Aber das ist noch nicht alles: Die Amöben tummeln sich mitunter sogar im Leitungswasser sowie in Mineralwasser, das viele Menschen für ihre Kontaktlinsenreinigung benutzen. Jeder Wasserkontakt mit den Linsen und deren Behälter stellt somit ein grosses Risiko dar. Selbst vom Duschen mit Kontaktlinsen ist abzuraten.

Nicht zu vergessen sind die Allergien

Nicht nur im Frühling, auch im Sommer können viele Pollen in der Luft herumfliegen und zu allergischen Reaktionen in den Augen führen. Auslöser sind verschiedene Allergene, die meist in der Luft herumschweben.

Diese Situation wird zunehmend durch klimatische Veränderungen beeinflusst: Es kann vorkommen, dass Pollenallergiker*innen deutlich länger oder fast ganzjährig unter den Symptomen einer Allergie leiden. Denn aufgrund des Klimawandels können sich die Blühperioden von Pflanzen ungünstig verschieben oder verlängern.

Pollenallergien zeigen sich in Mitteleuropa inzwischen bei etwa 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, und die Tendenz ist klar steigend. Neben Reaktionen der Nase stellen sich auch Augenbeschwerden mit Juckreiz, Schwellungen, Rötungen oder Tränenfluss ein. Diese nehmen Betroffene im Vergleich zu anderen Organbeteiligungen als besonders belastend wahr – und sie fühlen sich in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt.

Bei einer Pollenallergie sollte man sich mittags in geschlossenen Räumen aufhalten, da die Pollenkonzentration in der Luft zu dieser Tageszeit am höchsten ist. Bei allen Allergien kann man auch reichlich künstliche Tränen verwenden. Empfehlenswert ist zudem, sich von einer Augenärztin beraten zu lassen, um ein Antihistaminikum (einen Reizhemmer) zu erhalten. Oder um gegebenenfalls einen Allergietest zu machen.

Quellen:

Retina Suisse – Ratgeber UV-Strahlung; Retina Suisse – Ratgeber Kontaktlinsen; Retina Suisse – Ratgeber Sicca-Syndrom; Retina Suisse – Ratgeber Allergie; SRF Ratgeber, Morela Augenklinik