Die Ohren spitzen: Showdown, eine rasante Ballsportart

Ein Spieltisch mit zwei Toren, einer Bande und runden Ecken. Die Spieler*innen versuchen, Handschutz und Dunkelbrille tragend, mit einem Schläger den rasselnden Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Das ist Showdown, eine in der Schweiz noch junge Sportart für blinde und sehbehinderte Menschen.

(Bildbeschreibung: Der Showdown-Spieler Marc Sommer schlägt den rasselnden Ball zu seinem Gegner Kurt Halbheer. Der Ball befindet sich vor Kurt Halbeer. Das Spiel beobachtet der Schiedsrichter Koni Schlatter)

Text von Marc Sommer, Präsident Swiss Showdown Vereinigung

Showdown wurde Ende der 70er Jahre in Kanada erfunden. In der Zwischenzeit ist dieser Sport für blinde und sehbehinderte Menschen im Ursprungsland etwas in Vergessenheit geraten. Dafür begeistert die 1:1-Ballsportart in Europa und Asien immer mehr Spielende.

In der Schweiz wurde der Sport ab Ende der 80er Jahre an verschiedenen Anlässen präsentiert. Der definitive Startschuss und Beginn der aktiven Showdown-Szene war im Jahr 2012. Seither entstanden die ersten Trainingsgruppen, und es fanden die ersten Turniere und Workshops statt.

Gründung der «Swiss Showdown Vereinigung»

Wegen des wachsenden Interesses von Spielenden wurde im Mai 2018 in Olten der Dachverband für den Showdown-Sport in der Schweiz gegründet. Der Name lautet «Swiss Showdown Vereinigung». Die gemeinnützige Vereinigung will diesen Sport für blinde und sehbehinderte Menschen in der Schweiz wie auf internationaler Ebene fördern und weiterentwickeln. Zudem koordiniert die Vereinigung die hiesigen Showdown-Aktivitäten und hilft beim Aufbau von lokalen Trainingsgruppen sowie bei der Ausbildung von Schiedsrichtern.

Dank besagter Gründung sind nationale und international anerkannte Meisterschaften möglich geworden. Im Jahr 2019 wurden die ersten Schweizer Meisterschaften in Zürich-Seebach organisiert und durchgeführt. Dazu kamen nationale Turniere und Clubmeisterschaften. Die Swiss Showdown Vereinigung führt die Endresultate auf einer offiziellen Rangliste und veröffentlicht sie via eigene Webseite. Die jeweils erreichte Platzierung in der Schweizer Meisterschaft wird überdies in der Weltrangliste der IBSA International Blind Sports Federation verzeichnet.

Wie spielt man Showdown?

Der Sport wird im deutschen Sprachraum auch Tischball genannt. Beim Showdown-Spiel stehen sich zwei Spieler*innen am Tisch gegenüber. Sie verteidigen mit ihrem Schläger ihr Tor, das 30 Zentimeter breit ist und auf der Spielplatte einen Halbkreis bildet. Das Spiel erinnert an Air-Hockey, wird jedoch mit einem rasselnden Ball gespielt.

Der Spieltisch ist 3,60 Meter lang und 1,20 Meter breit. Sobald der klingende Ball angestossen wird, muss er immer in Bewegung bleiben, damit ihn die Gegner*in dank ihrem Gehör lokalisieren kann. Mit einem Schläger, meistens aus Holz oder Kunststoff, bringt die Spieler*in den Ball in die richtige Position für den gezielten Schuss.

Der Spieltisch wird von einer 14 Zentimeter hohen Bande umrahmt. In der Mitte des Spielfeldes befindet sich das Mittelbrett, das aus durchsichtigem Kunststoff besteht. Das Mittelbrett hat unten einen breiten Spalt, durch welchen der Ball blitzschnell durchgespielt wird.

(Bildbeschreibung: Auch einige Mitglieder von Retina Suisse Youth haben schon schwungvolle Showdown-Kämpfe ausgetragen)

Die Spielerhand der Gegner*in versucht, mit ihrem Schläger den Ball abzufangen. Jedes erzielte Tor wird mit zwei Punkten bewertet. Macht die gegnerische Spieler*in einen Fehler, zum Beispiel indem sie statt mit dem Schläger oder Handschuh den Ball mit dem Arm abwehrt, gibt es ebenfalls einen Punkt für die andere Spieler*in. Ein Satz ist gewonnen, wenn 11 Punkte erreicht sind. An Turnieren geht ein Spiel über zwei oder drei Gewinnsätze.

Für ungeübte Ohren ist es schier unmöglich, wegen der rasanten Geschwindigkeit des Spiels den Ball akustisch zu lokalisieren. Es braucht viel Übung und Fleiss in den Trainings, um an die Spitze der nationalen und internationalen Rangliste zu gelangen.

Wer spielt Showdown?

In der Schweiz zählt die Swiss Showdown Vereinigung bereits über 30 Mitglieder. Showdown wird von blinden oder sehbehinderten Menschen gespielt – aber nicht nur. Willkommen sind im aktiven Showdown Sport auch normal sehende Menschen. Der Sport wird von allen Altersgruppen ausgeübt, und er schärft das Gehör und die Geschicklichkeit von allen. Der obligatorische Einsatz der Dunkelbrille sorgt dafür, dass die Chancen für alle Spielenden gleich bleiben, ob sehbehindert oder nicht.

Wo wird Showdown gespielt?

Der Sport wird meist in einem mindestens 25 bis 30 Quadratmeter grossen Raum gespielt, daher ist eine Partie bei jedem Wetter möglich. Der rasante Showndown-Sport wird in der Schweiz aktuell in Bern, Winterthur, Zug, Zürich, St. Gallen und Schaffhausen praktiziert. Zusätzlich bietet die Swiss Showdown Vereinigung mit zwei «Wandertischen» an verschiedenen Orten die temporäre Möglichkeit, den Sport kennenzulernen.

Wer in der Schweiz eine neue Trainingsgruppe bilden will, bekommt für den Start einen Wandertisch von der Vereinigung ausgeliehen. Dieser Spieltisch wird später durch einen festen Spieltisch ausgetauscht. Die Kosten für den Spieltisch übernehmen Sponsoren, Spendenzahlende, Gönner*innen oder die Mitglieder der neuen Trainingsgruppe selbst. Die Mindestanzahl an Mitgliedern für eine neue Trainingsgruppe beträgt drei Personen.

Was erlebt man im Showdown?

Das Ziel der Showdown Community ist, neben dem ehrgeizigen Streben nach sportlichen Erfolgen, auch Treffen zwischen blinden und sehbehinderten Menschen zu ermöglichen. Der Austausch zwischen Betroffenen ist genauso wichtig wie ein spannendes Spiel. Diese Philosophie wird an nationalen wie auch internationalen Turnieren gelebt.

Weitere Informationen: swiss-showdown.ch

(Dieser Text wurde erstmals publiziert im Retina-Journal Nr. 156)