Lebersche Kongenitale Amaurose: CRIPSR-Gen-Editing kann zu Sehkraftverbesserung führen

Eine vom Mass Eye and Ear geleitete Phase-I/II-Studie liefert positive Ergebnisse: Die experimentelle Behandlung mit CRISPR-Gen-Editing hat sich bei 14 Personen mit einer Form von vererbter Blindheit als sicher erwiesen. Ausserdem wurden bei elf der behandelten Teilnehmenden messbare Verbesserungen festgestellt.

Die Phase-I/II-Studie „ BRILLIANCE“ leitete Dr. Eric Pierce vom Mass Eye and Ear und wurde von Editas Medicine, Inc. gesponsert. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

„Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass die CRISPR-Gentherapie bei vererbtem Sehverlust es wert ist, weiter in der Forschung und in klinischen Studien verfolgt zu werden“, betonte Pierce, Direktor des Ocular Genomics Institute und des Berman-Gund Laboratory for the Study of Retinal Degenerations am Mass Eye and Ear und der Harvard Medical School. „Es sind zwar noch weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, wer am meisten davon profitieren könnte, aber wir halten die ersten Ergebnisse für vielversprechend. Wenn ich von mehreren Teilnehmern höre, wie begeistert sie waren, dass sie endlich das Essen auf ihrem Teller sehen konnten, dann ist das eine große Sache. Es handelte sich um Personen, die keine Linien auf einer Augentafel lesen konnten und keine Behandlungsmöglichkeiten hatten, was für die meisten Menschen mit vererbten Netzhauterkrankungen die traurige Realität ist.“

Alle 14 Studienteilnehmer, so die Autoren, darunter zwölf Erwachsene (im Alter von 17 bis 63 Jahren) und zwei Kinder (im Alter von 10 und 14 Jahren), wurden mit einer Form der Leber’schen kongenitalen Amaurose (LCA) geboren. Verursacht wird diese durch Mutationen im Gen für das zentrosomale Protein 290 (CEP290). Laut den Forschern wurde den Patienten in einem speziellen chirurgischen Verfahren eine einzige Injektion des CRISPR/Cas9-Medikaments EDIT-101 zur Genom-Editierung in ein Auge verabreicht. Bei dieser Studie, die den Autoren zufolge den ersten Patienten umfasste, der jemals ein CRISPR-basiertes Prüfpräparat direkt im Körper erhalten hat, wurde in erster Linie die Sicherheit und in zweiter Linie die Wirksamkeit untersucht.

Die Forscher konnten keine schwerwiegenden behandlungs- oder verfahrensbedingten, unerwünschten Ereignisse beobachten, und es gab auch keine dosislimitierenden Toxizitäten. Für die Wirksamkeit untersuchten die Wissenschaftler vier Messgrößen: bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA), dunkeladaptierter Vollfeld-Stimulustest (FST), visuelle Funktionsnavigation (VNC, gemessen durch ein von den Teilnehmern ausgefülltes Labyrinth) und sehbezogene Lebensqualität.

Die Wissenschaftler berichteten, dass elf Teilnehmer Verbesserungen bei mindestens einem dieser Ergebnisse und sechs bei zwei oder mehr Ergebnissen zeigten. Zudem wurde bei vier Behandelten eine klinisch bedeutsame Steigerung des BCVA festgestellt. Und sechs Teilnehmer wiesen ein aussagekräftiges verbessertes zapfenvermitteltes Sehens auf. Weiterhin konnten bei fünf von ihnen Verbesserungen bei mindestens einem der drei anderen Endpunkte beobachtet werden.

„Die Ergebnisse der BRILLIANCE-Studie liefern einen Konzeptnachweis und wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung neuer und innovativer Arzneimittel für erbliche Netzhauterkrankungen. Wir haben gezeigt, dass wir ein CRISPR-basiertes Gene-Editing-Therapeutikum sicher in die Netzhaut einbringen und klinisch aussagekräftige Ergebnisse erzielen können”, bekräftigte Dr. Baisong Mei, Chief Medical Officer, Editas Medicine.

Über Über Pierce EA, Aleman TS, Jayasundera KT et al. Gene Editing for CEP290-Associated Retinal Degeneration. N Engl J Med (2024) doi: 10.1056/NEJMoa2309915

Quellen:
Mass Eye and Ear
biermann-medizin.de vom 10.05.2024

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